fichtensterben

Langgedicht

fichtenscherben. wald in trümmern.

wassermangel / hitze / borkenkäfer.

tod des brotbaums.

radikaler umbruch bruch.

klimagrauen, men made.

anthropozän im siegerland.

kahle hügel bis an den horizont

der nach horror klingt

und klingt

nach

klingen

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56
Softcover (148 x 105)
10,00  (inkl. 7% MwSt.)
ISBN978-3-948574-11-6

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Es wird umgegraben, aufgestapelt, gerodet, arrangiert und planiert. Und während die Natur sich (eigentlich) mit der Geschwindigkeit von Zeitaltern verändert, verändert sich von Menschen Gestaltetes mit der Geschwindigkeit von Generationen. (…)

Um zu verstehen, was Anthropozän bedeutet, muss man zwischen diesen Geschwindigkeiten forschen; muss man sehen, wie diese Welt aufgebaut wurde: nämlich über/in einer anderen Welt.

Es bietet sich ein Vergleich mit einem anderen Langgedicht an, dass 2021 erschien: „Doggerland“ von Ulrike Draesner. Ähnlich wie dieses, ist „Fichtensterben“ weniger eine Narration und mehr ein Prozess – ein Prozess des Ausgrabens und Sammelns; ein Mix von aus der Erinnerung Gesprossenem und dem Verschütteten, den mitgetragenen Erschütterungen.

Timo Brandt, Lyristix

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Mehr Informationen

Leseprobe

im tal

die quellflur mit bitterem schaumkraut & sternmieren

glänzende steinchen im fließgewässer

wasserkörper sommerlich rinnsal das

den fluss speist ader

handelsweg verleitet vielerorts

abflussrohre zwischen röhricht

flussschleife mit ölfilm

mäandertal

aufruhr der biber-population 

the day after tomorrow

schutzräume als ausgleich der angriffe

eingriffe: regenklärbecken vs schwebstoffe 

sedimente politische lager ausgeuferte augenwischerei

feuchtwiesen dost knöterich lichtnelke engelwurz

knabenkraut & mädesüß

auen auch

libellen schrecken raupen schmetterlinge trotzen

rehe stirnwaffenträger am feldrand

heute: brache wie leblos im frost

forst winterlich ausgedünnt weg

still

wie zusammengebrochen unter dem gewicht der kälte

gestapelte stämme sprachlos machende türme

polter mit langholz nassgelagert

endlose festmeter schadholz klimabedingt

60,1 millionen kubikmeter

insektenkalamitäten fehlende niederschläge

sturm

familienbesuch

im nacken hinter den

schienen wagons großraumabteilen kleinkindabteilen:  

schaufelradbagger über abraum

großmuldenkipper zwecks entsorgung von schüttgütern

taubes gestein dem tiefschnitt im weg

abgepumptes grundwasser sümpfungsmaßnahmen

wer ist dagegen im revier

süd-östlich:

in der dämmerung stehen

reiher am ufer

abseits der landschaftsschürfwunde der bach

lauf

nur an einer stelle begradigt

begnadigt gewunden unverwundet

die reiher

zwei in der dämmerung

kalligraphie auf erschöpftem papier

hier gibt es sie noch

fische mich aus der mündung vor dem betonloch, überbrückt

die hügel im hintergrund kahl

baumfragmente (echo: raumfragmente)

von hitze wie streichhölzer hingeknickt

eingedrungene kupferstecher buchdrucker achtzähnige brut

unter eines baumes rinde die larven die spuren bläsuren zäsuren

reif auf dem bast liegen sie

gefallene tiefgefroren wie in harz gegossen

the end

am hang des hügels

abhang des hügels

abgang abgesang auf

sich der eigene abgrund sein

die reiher

unbeirrt

unbeteiligt schön

ihre zuckenden köpfe

der klappstuhlartige aufbruch

abflug als der wagen hält

noch nicht

erst als wir aussteigen

lange beine in der luft

menschen

sind wir gerne gesehen

zehnfingerig stehen wir am bach

lauf

stehen wie reiher stehen

steht

versuch stechblick sinne in alle richtungen

verstehen am bach

lauf

sich die beine in den bauch auch

das uferprofil

welke feuchtwiese in beige

gehen wie ein reiher geht

den hill hinauf

die fußstapfen

die harvester

knietiefe furchen im schlamm der geländestufen

gefroren in den himmel schäumend

kein durchkommen ohne schützendes schuhwerk stützendes

vor dem einknicken beim anblick

die hügel hinauf

die pfade

weggesprengt von reifenprofilen wie morgensterndorne

mit wucht über die kuppe

gehen

im wald

im ehemaligen auf ehemaligem

waldboden

gehen

wo einmal wald war

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